Werther*
*ziemlich frei nach Goethe
Premiere am 9. Oktober 2010
Mit Sarah Kempin, Torsten Hermentin, Alexander Redwitz
Regie: Christian Müller
Ausstattung: Gitti Scherer
Daramatugie: Christian Schönfelder
Werther liebt Lotte, nein, er betet sie an. Auch Albert liebt Lotte und wird immer für sie da sein. Aber Lotte? Die scheint beide zu lieben – jeden auf seine Art. Und beide will sie nicht missen. Eine Zeitlang gelingt den dreien tatsächlich das vermeintlich Unmögliche: Sie leben eine Dreiecksbeziehung, rein platonisch natürlich.
Zugleich stehen die drei Figuren prototypisch für das Weltbild der Romantiker am Ende des 18. Jahrhunderts: In einer entzweiten Gesellschaft in der sich rationales Denken auf der einen Seite und die Welt der Gefühle auf der anderen Seite einander heftig bekämpfen. Das Experiment ist zum Scheitern verurteilt. Obwohl keine der Figuren wirklich Fehler macht, entgleitet ihnen das Spiel, verlieren sie die Übersicht, sind sie ihren eigenen Gefühlen irgendwann nicht mehr gewachsen. Die Männer mit ihren so unterschiedlichen Weltsichten grenzen sich immer eindeutiger vom anderen ab, die Ansichten und Ideale werden wechselseitig zunehmend unerträglich. Vor allem aber steigt die erotische Spannung zwischen Werther und Lotte, die sich nicht entladen darf, weil dann sofort alles vorbei wäre. – Oder Lotte sich gegen Albert, gegen seine Gelassenheit, seinen Erfolg und natürlich auch die materielle Sicherheit entscheiden müsste. So leidet Werther. An der Liebe. An Lotte. An den Umständen. An der Gesellschaft. An den Menschen. An sich selbst. Kurzum am Leben.
Goethes vielfach autobiographisch eingefärbter Roman »Die Leiden des jungen Werthers«, in der ersten Fassung von 1774 ganz dem Sturm und Drang verwachsen, in der überarbeiteten Version von 1787 klassisch geglättet, gehört sicherlich zu den meist gelesenen und interpretierten Werken der deutschen Literatur. In seiner Inszenierung am JES rückt Regisseur Christian Müller das komplizierte Beziehungsgeflecht.